Existenzgründungsportal Newsletter Nr. 85 in 03/2011

Existenzgründungsportal Newsletter Nr. 85 in 03/2011


SCHWERPUNKT

Existenzgründung im Handel

Viele Gründerinnen und Gründer wählen als Weg in die Selbständigkeit ein Handelsunternehmen, vor allem im Einzelhandel. Keine schlechte Idee. Immerhin geben die privaten Konsumenten knapp ein Drittel ihres Geldes bei Einzelhändlern aus (Quelle: Statistisches Bundesamt, HDE 2010). Allerdings hat sich ihr Konsumverhalten in den vergangenen Jahren zu Lasten des Einzelhandels verändert. Es wird verhältnismäßig mehr für Freizeit, Wohnen, Gesundheit, Telekommunikation und Energie ausgegeben. Bei allem, was man im Einzelhandel machen möchte, steht daher eine entscheidende Frage im Mittelpunkt: Wie viel ist der Konsument bereit, für das Produkt und die Leistung zu zahlen. Besonders wichtig sind daher Konzepte, die das veränderte Ausgaben- und das "neue" Konsumverhalten berücksichtigen.

Verändertes Konsumverhalten

Bei allen Marketingüberlegungen sollte Folgendes im Hinterkopf behalten werden: Handel ist Wandel. Das klingt banal, aber wer sich in der Branche selbständig machen möchte, sollte sich stets informieren, welche aktuellen Trends die Nachfrage beeinflussen.
Hier einige Beispiele:

Preisorientierung.
Nach wie vor sind viele Kunden in Deutschland preissensibel, d.h. sie kaufen gerne preiswert. Gerne beim Discounter, in Fachmärkten und Fachmarktzentren und im SB-Warenhäusern. Von diesem Versorgungseinkauf profitieren großflächige Einzelhandelsformen in Stadtrandlage oder in Gewerbegebieten sowie seit einigen Jahren auch die Factory Outlet Center (FOC). Im Zuge des demographischen Wandels ist derzeit aber auch ein Gegentrend zu beobachten. Es zieht Teile der Bevölkerung und den Handel wieder stärker in die Innenstadt, die Geschäfte werden wieder kleinteiliger, regionale und qualitativ hochwertigere Produkte werden stärker nachgefragt.

Convenience/Service/Betreuung.
Konjunktur haben Nahversorger mit Food-Sortiment (Bioläden, Spezialisten für Obst/Gemüse, Wein, Käse, Fisch usw.), oft mit küchenfertigen Lebensmitteln sowie Fachgeschäfte, oft mit integrierten Serviceleistungen in Innen- und Stadtteilzentren. Beispiele: Parfümerien mit Kosmetikbehandlung, Fahrräderverkauf mit Fahrradwerkstatt, Juweliere mit Schmuck-Sonderanfertigungen.

Genuss/Wellness/Gesundheit.
Das Gesundheitsbewusstsein in einer alternden Gesellschaft steigt. Man gönnt sich was. Hochwertige Produkte, für die Schönheit von innen und außen. Die Kunden gehen in elegante Geschäfte in hoch frequentierten innerstädtischen Lagen. Hierzu zählen Galerien und Passagen, Megastores, Themenkaufhäuser oder Anbieter gängiger und hochwertiger Markenartikel. Kleinere und mittlere Fachgeschäfte müssen sich auf Nischen spezialisieren, um mithalten zu können.

Individualisierung/Erlebnis.
Keiner will nur Durchschnitt sein. Der Wunsch, sich aus der Masse hervorzuheben, wird vor allem von den Medien unterstützt. Er findet aber auch Ausdruck in Produkten. Individuelle Maßanfertigungen sind wieder gefragt ebenso die Variation eines Standardproduktes durch Zugabe bestimmter Accessoires. Einkaufen wird zum Erlebnis für alle Sinne. Manufakturen und Concept-Stores, also Geschäfte die unterschiedliche Produktwelten vereinen, gewinnen an Bedeutung.

Klassische Handelssparten
Eingekauft wird immer. Die klassischen Handelssparten für die Grundversorgung (vor allem Lebensmittel, Bekleidung, Wohnung, Arbeit) behalten ihre Bedeutung. Allerdings muss für die Existenzgründung hier auch genau auf Trends und die Einordnung zwischen den Extremen "Masse" und "Klasse" unterschieden werden. Die Gewinnmargen sind nicht überall üppig.

Sieben Entwicklungstendenzen im Handel

1. Sortiment
Angebote müssen heute verführen. Es geht nicht um Masse, sondern um Emotionen und Lebensstile. Sortimente sollten dabei atmosphärisch attraktiv präsentiert und die Komplexität des Angebots reduziert werden. Dies bedient das Kundenbedürfnis nach Übersichtlichkeit und Orientierung.
Durch den Wettbewerb von immer mehr Anbietern und bei hohem Preisbewusstsein der Verbraucher haben sich die Preise für viele Angebote nach unten verschoben. Die Ansprüche der Kunden an die Produkte sind dabei aber nicht in gleichem Maße gesunken. Der Kunde erwartet heute auch von einem Discountprodukt ein höheres Qualitätsniveau als früher. Viele Fachhändler müssen ihr Sortimentsniveau daher steigern (= Trading up). Höhere Preise lassen sich nur dann erzielen, wenn sie die Wertigkeit des Sortiments auch entsprechend herausstellen. Dies kann der Fachhandel vor allem mit Markenkonzepten erreichen. Marken erzeugen zugleich Emotion und Vertrauen. Sie signalisieren Individualität und Zugehörigkeit in einem. Gegenüber der Konkurrenz kann man sich dabei durch eine individuelle Sortimentszusammensetzung abgrenzen.

2. Standort
Die meisten Kunden wissen, was sie wollen und wo sie es bekommen. Aber: Immer weniger Verbraucher nehmen lange Wege in Kauf. Ideal sind folglich Innenstadtstandorte, die mit dem Auto oder zu Fuß gut erreichbar sind. Zeitknappheit und Bequemlichkeit der Verbraucher begünstigen zudem Standorte, die eine spontane Kaufgelegenheit anbieten: z. B. Einkaufszentren, in denen Kunden mehrere Einkäufe erledigen können.

3. Ladenformat
Was für das Sortiment gilt, gilt ebenso für die Ladenausstattung und das Ambiente: Trading up. Marktauftritt und die Warenpräsentation müssen sich den gestiegenen Kundenerwartungen anpassen. Dabei werden Sortimente vermischt und Grenzen überschritten. Es entstehen so genannten Concept-Stores, die zum Beispiel Bekleidung, Schuhe und Accessoires zusammen anbieten und zu einem sinnvollen Mix verbinden.

4. Multi-Channel-Marketing/Mehrkanalvertrieb
Es reicht heute nicht mehr, nur ein Geschäft zu eröffnen. Die Kunden wollen auf mehreren Wegen erreicht und angesprochen werden. Eine Internetpräsenz ist unverzichtbar, ob als Kundenbindungsinstrument oder echte Verkaufsplattform. Immer mehr stationäre Händler sind auch Powerseller bei eBay. Konventionelle Versandhändler setzen fast ausschließlich auf das Internet und bauen gleichzeitig ihre stationäre Präsenz aus. Produkthersteller suchen über ihre Websites immer mehr den direkten Kontakt zum Kunden und können hier kundenindividuelle Produkte anbieten (Mass Customisation).

5. Betriebsform
Der Einzelhandel hat die größten Chancen im Qualitätsmarkt. Hier gibt es gleichzeitig mehr und mehr Franchisesysteme der Hersteller. Der Betrieb eines Ein-Marken-Geschäfts (= Mono-Label-Shop) ist eine Chance für Einzelhändler an guten bis sehr guten Standorten. In Geschäften, die nicht allzu viel Platz zur Verfügung haben, ist es sinnvoll, statt Markenvielfalt nur eine begrenzte Auswahl von Waren in enger Kooperation mit den Herstellern anzubieten.

6. Warenbeschaffung
Der Facheinzelhandel muss sich preislich an die Verbraucheransprüche anpassen. Eine solche Anpassung kann er nur leisten, wenn er seine Beschaffung effizienter gestaltet. Dies kann er z. B. durch enge Vertriebskooperationen mit Qualitätsmarkenherstellern, durch den Einkauf in Verbundgruppen oder eigene Vergabe von Produktionsaufträgen erreichen. Wichtig ist auch, Reaktionszeiten zu verkürzen, um möglichst unmittelbar auf veränderte Kundenwünsche reagieren zu können. Ohne elektronische Vernetzung mit Lieferanten und Dienstleistern ist dies kaum möglich.

7. Marketing/Werbung
Verbraucher erwarten vom Handel zunehmend kompetente Beratung. Dieser Erwartung müssen Händler gerecht werden. Nur so können sie den anspruchsvollen individualisierten Verbrauchern die notwendige rationale und emotionale Orientierung bieten. Neben der Art der Ansprache wird die Kundenbindung immer entscheidender: Vor allem Stammkunden sind ein Schlüssel, um Kundenbedürfnisse zu analysieren. Nur wer seine Kunden kennt, kann diese angemessen bedienen.

Quelle: Handelsverband Deutschland (HDE), Berlin

WEITERE INFORMATIONEN
BMWi-Existenzgründungsportal
» Einzelhandel (www)
http://www.existenzgruender.de/selbstaendigkeit/entscheidung/branchen_zielgruppen/einzelhandel/index.php?utm_source=nl1103&utm_medium=email&utm_content=m1&utm_campaign=Newsletter

MELDUNGEN

BMWi: Gewinner beim "Gründerwettbewerb - IKT innovativ" ausgezeichnet

Der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, Hans-Joachim Otto, hat am 4. März die Gewinner der ersten Wettbewerbsrunde des neuen "Gründerwettbewerbs - IKT innovativ" auf der CeBIT ausgezeichnet. Vergeben wurden fünf mit jeweils 30.000 Euro dotierte Hauptpreise als Startkapital für die eigene Unternehmensgründung und 13 weitere, jeweils mit 6.000 Euro dotierte Preise. Zusätzlich hat das Unternehmen EcoIntense als Partner des Wettbewerbs einen Sonderpreis zum Thema "Green IKT" verliehen. Alle Gewinner werden in der Startphase durch Experten eines eigens eingerichteten bundesweiten Netzwerks unterstützt.

WEITERE INFORMATIONEN
BMWi-Existenzgründungsportal
» Gewinner beim "Gründerwettbewerb - IKT innovativ" ausgezeichnet (www)
http://www.existenzgruender.de/gruendermagazin/meldungen/veranstaltungen/07895/index.php?utm_source=nl1103&utm_medium=email&utm_content=m2&utm_campaign=Newsletter


BMWi: Nachfrage nach EU-Rechtsberatung steigt

Immer mehr Unternehmen und Bürger greifen auf die europäischen Rechtberatungsstellen "Your Europe Advice" und SOLVIT zurück. Das ergab der Jahresbericht 2010, den die EU-Kommission vorgestellt hat. Mehr als 1.300 Bürgern und Unternehmen konnte SOLVIT bei Problemen mit nationalen Behörden helfen. In Deutschland ist die Nachfrage nach wie vor hoch. Insbesondere die Zahl der Anfragen aus deutschen Unternehmen stieg in den vergangenen Monaten stark an. In 125 Fällen verstießen die Behörden gegen das EU-Recht laut der deutschen SOLVIT-Stelle im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi).

WEITERE INFORMATIONEN
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi)
» Ihr EU-Service-Ministerium (www)
http://www.bmwi.de/BMWi/Navigation/Europa/ihr-eu-service-ministerium,did=144446.html


KfW/BVK: Stimmung auf dem Beteiligungsmarkt kühlt leicht ab

Das Geschäftsklima im deutschen Beteiligungskapitalmarkt hat sich nach der Hochstimmung in der Mitte des Jahres 2010 im vierten Quartal 2010 leicht abgekühlt.
Das von der KfW Bankengruppe und dem Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) für das Handelsblatt erstellte German Private Equity Barometer fällt um 4,3 Zähler auf 41,2 Punkte. Ausschlaggebend für diesen Rückgang ist eine im Vergleich zum Vorquartal etwas schlechtere Bewertung der aktuellen Geschäftslage. Für die kommenden sechs Monate sind die Beteiligungskapitalgeber jedoch fast unverändert optimistisch.

WEITERE INFORMATIONEN
BMWi-Existenzgründungsportal
» KfW/BVK: Stimmung auf dem Beteiligungsmarkt kühlt leicht ab (www)
http://www.existenzgruender.de/gruendermagazin/meldungen/bundesweit/07894/index.php?utm_source=nl1103&utm_medium=email&utm_content=m3&utm_campaign=Newsletter

PRINT- UND ONLINETIPPS

Neu: Alles nur kein Unternehmer? Tipps für Gründerinnen, Gründer und Selbständige in der Kultur- und Kreativwirtschaft

Um als freischaffender Kreativer seinen Lebensunterhalt verdienen zu können, reichen eine gute Idee oder eine herausragende Begabung nicht aus. Man muss beides auch "verkaufen" können. Hilfestellung bietet dabei die neue Broschüre der Initiative Kultur- & Kreativwirtschaft der Bundesregierung. Gründerinnen, Gründer und Selbständige in der Kultur- und Kreativwirtschaft finden darin Tipps für die ersten Schritte in die Selbständigkeit.
Die kostenfreie Broschüre kann als pdf heruntergeladen und in Kürze auch als Printversion bestellt werden.

WEITERE INFORMATIONEN
Initiative Kultur- & Kreativwirtschaft der Bundesregierung
» Alles nur kein Unternehmer? Tipps für Gründerinnen, Gründer und Selbständige in der Kultur- und Kreativwirtschaft (www)
http://www.kultur-kreativ-wirtschaft.de/KuK/Navigation/Mediathek/publikationen,did=381834


Aktualisiert: BMWi-GründerZeiten

Die GründerZeiten Nr. 13 „Leasing", Nr. 18 „Forderungsmanagement", Nr. 33 „Rechtsformen", Nr. 36 „Anmeldungen und Genehmigungen" und Nr. 39 „Gründungsideen entwickeln" wurden aktualisiert und stehen als pdf-Dateien zum Herunterladen sowie in Kürze auch als Druckversionen zur Verfügung.

WEITERE INFORMATIONEN
BMWi-Existenzgründungsportal
» GründerZeiten (www)
http://www.existenzgruender.de/publikationen/gruender_zeiten/index.php?utm_source=nl1103&utm_medium=email&utm_content=m4&utm_campaign=Newsletter


Neu: NEG-Online-Ratgeber zur IT-Sicherheit von kleinen und mittleren Unternehmen

Der neue Online-Ratgeber des Netzwerks Elektronischer Geschäftsverkehr zum Thema "IT-Sicherheit" zeigt Unternehmen auf, wie es um die eigene IT-Sicherheit bestellt ist. Der Ratgeber wurde vom Netzwerk Elektronischer Geschäftsverkehr (NEG) im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) geförderten Projekts "Online-Ratgeber-Vereinheitlichung" entwickelt.

WEITERE INFORMATIONEN
BMWi-Existenzgründungsportal
» NEG: Neuer Online-Ratgeber zur IT-Sicherheit von kleinen und mittleren Unternehmen (www)
http://www.existenzgruender.de/gruendermagazin/meldungen/bundesweit/07865/index.php?utm_source=nl1103&utm_medium=email&utm_content=m5&utm_campaign=Newsletter


Aktualisiert: DIHK-Ratgeber zu Exportverträgen

In zweiter Auflage beantwortet die Veröffentlichung "Vertragsgestaltung im Exportgeschäft" des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) typische Fragen, die insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen ohne spezialisierte Rechtsabteilung regelmäßig aufkommen. Er behandelt Problemfelder wie beispielsweise das UN-Kaufrecht oder die seit Anfang dieses Jahres geltenden Incoterms 2010, die vertragliche Pflichten von Käufer und Verkäufer regeln und regelmäßig juristischen Sprengstoff liefern.

WEITERE INFORMATIONEN
BMWi-Existenzgründungsportal
» DIHK: Ratgeber zu Exportverträgen neu aufgelegt (www)
http://www.existenzgruender.de/gruendermagazin/meldungen/bundesweit/07893/index.php?utm_source=nl1103&utm_medium=email&utm_content=m6&utm_campaign=Newsletter


Aktualisiert: Serviceportal der Auslandshandelskammern

Das weltweite Netzwerk der Deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) hat seinen Internetauftritt zur Servicemarke DEinternational komplett überarbeitet und optimiert. Neben aktuellen News und Hinweisen auf interessante Veranstaltungen bietet das Portal die Recherchewege "Dienstleistungen" ," Themen / Branchen" und "Standorte" an.

WEITERE INFORMATIONEN
BMWi-Existenzgründungsportal
» Auslandshandelskammern überarbeiten ihr Serviceportal (www)
http://www.existenzgruender.de/gruendermagazin/meldungen/bundesweit/07880/index.php?utm_source=nl1103&utm_medium=email&utm_content=m7&utm_campaign=Newsletter

-------------------------------------------------------------

Impressum: http://www.existenzgruender.de/impressum/index.php
-------------------------------------------------------------
Dieser Newsletter ist ein Service von www.existenzgruender.de
Existenz gründen - Visionen Schritt für Schritt realisieren.

Der Newsletter wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie herausgegeben.
@ 2011 BMWi
-------------------------------------------------------------

Wenn Sie den Newsletter abbestellen wollen: http://www.existenzgruender.de/gruendermagazin/newsletter/abo/index.php

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen